Bezug zur >>Bank der Sehnsucht<<
Das nachfolgenden Gedicht von Eduard Wißmann – insbesondere sein 8. Vers – inspirierte mich zu dem was die >>Bank der Sehnsucht<< geworden ist. Sie soll der Vergänglichkeit, der Schönheit des Westerwaldes trotzen und zugleich als Ruhestätte, sowie Mahnmal für seine Bewohner und Besucher dienen.
Sehnsucht nach dem Westerwald
von Eduard Wißmann, 1845
1. O, meine Heimath! Dich zu seh´n, zu grüßen,
Bin ich im Geist noch einmal hergeeilt;
Laß mich Dein Kleid von weichem Rasen küssen,
Drauf die Erinn'rung meiner Kindheit weilt.
Ich fühle Deiner Lüfte heil'ges Wehen,
Die Seele will im Busen mir vergehen.
Bald möcht' ich jubeln, möchte weinen bald,
Du träumerischer Westerwald.
Bin ich im Geist noch einmal hergeeilt;
Laß mich Dein Kleid von weichem Rasen küssen,
Drauf die Erinn'rung meiner Kindheit weilt.
Ich fühle Deiner Lüfte heil'ges Wehen,
Die Seele will im Busen mir vergehen.
Bald möcht' ich jubeln, möchte weinen bald,
Du träumerischer Westerwald.
2. Es rauschen heimlich Deine Tannenwipfel,
Darin die Drossel baut ihr stilles Nest.
Die Buche hält auf hohem Bergesgipfel,
Um den Basalt den Wurzelarm gepreßt;
Zur Seite lauscht die kräuter-duft'ge Heide
Und beut den braunen Herden sich zur Weide.
Die Bäche eilen hastig durch's Gestein
Und murmeln in den Wald hinein.
Darin die Drossel baut ihr stilles Nest.
Die Buche hält auf hohem Bergesgipfel,
Um den Basalt den Wurzelarm gepreßt;
Zur Seite lauscht die kräuter-duft'ge Heide
Und beut den braunen Herden sich zur Weide.
Die Bäche eilen hastig durch's Gestein
Und murmeln in den Wald hinein.
3. Die Dörfer rufen an den Bergeshängen,
In stillem Traum bedeckt mit moos'gem Stroh;
Der Friede rastet drinn von seinen Gängen,
Der Friede, der gehetzt die Welt durchfloh!
Und blonde Mädchen, Rosen auf der Wange,
Verehren ihn in rührendem Gesange;
Der Bauer beut ihm gastlich seine Hand,
Ihm opfernd an des Heerdes Brand.
In stillem Traum bedeckt mit moos'gem Stroh;
Der Friede rastet drinn von seinen Gängen,
Der Friede, der gehetzt die Welt durchfloh!
Und blonde Mädchen, Rosen auf der Wange,
Verehren ihn in rührendem Gesange;
Der Bauer beut ihm gastlich seine Hand,
Ihm opfernd an des Heerdes Brand.
4. O, meine Heimath! Deine Wälder schwanken
Der Abendwind rief ihre Stimmen wach.
Ich schreite stumm, mit sinnenden Gedanken,
Es schleicht mir nur der eig'ne Schatten nach.
Ich schreite einsam durch das Forstgehege,
Zuweilen nur durchschneidet meine Wege
Ein Bergmann mit verlöschtem Grubenlicht,
Ein Köhler, rußig von Gesicht.
Der Abendwind rief ihre Stimmen wach.
Ich schreite stumm, mit sinnenden Gedanken,
Es schleicht mir nur der eig'ne Schatten nach.
Ich schreite einsam durch das Forstgehege,
Zuweilen nur durchschneidet meine Wege
Ein Bergmann mit verlöschtem Grubenlicht,
Ein Köhler, rußig von Gesicht.
5. Graubärt'ge Felsen seh' ich um mich ragen,
Und Blumen blühen fromm an ihrem Rand;
Der Immergrün, zu schwach, sich selbst zu tragen,
Schlingt um den Felsen seine Rankenhand
Und flüstert, von dem Abendwind ermuntert,
Geschichten aus vergangenem Jahrhundert,
Dem alten Steine in den grauen Bart,
Der gern sie hört nach Greisenart.
Und Blumen blühen fromm an ihrem Rand;
Der Immergrün, zu schwach, sich selbst zu tragen,
Schlingt um den Felsen seine Rankenhand
Und flüstert, von dem Abendwind ermuntert,
Geschichten aus vergangenem Jahrhundert,
Dem alten Steine in den grauen Bart,
Der gern sie hört nach Greisenart.
6. Wohl weiß ich, was die Epheuranke flüstert,
Was sie in's Ohr dem grauen Steine rauscht;
Ich habe oft, von Nacht und Sturm umdüstert,
Dem Walde seine Stimmen abgelauscht;
Und manches Märchen wüßt' ich zu erzählen,
Von harten Felsen-, weichen Blumenseelen.
Doch and're Stimmen werden um mich laut,
Sturmtönig, wie des Windesbraut.
Was sie in's Ohr dem grauen Steine rauscht;
Ich habe oft, von Nacht und Sturm umdüstert,
Dem Walde seine Stimmen abgelauscht;
Und manches Märchen wüßt' ich zu erzählen,
Von harten Felsen-, weichen Blumenseelen.
Doch and're Stimmen werden um mich laut,
Sturmtönig, wie des Windesbraut.
7. Es ist die Zeit mit dampfberauschtem Flügel,
Die sich im Feuerflug vorüberschwingt,
Die selbst in diese weltvergeß'nen Hügel
Mit ihrem ruhelosen Schritte dringt.
Es ist die neue Zeit, die wetterglühend,
Zerstörungsflammen, Geistesblitze sprühend,
Vorüberdonnert durch die stille Nacht,
Und aus dem Schlaf den Frieden facht.
Die sich im Feuerflug vorüberschwingt,
Die selbst in diese weltvergeß'nen Hügel
Mit ihrem ruhelosen Schritte dringt.
Es ist die neue Zeit, die wetterglühend,
Zerstörungsflammen, Geistesblitze sprühend,
Vorüberdonnert durch die stille Nacht,
Und aus dem Schlaf den Frieden facht.
8. Oh, meine Heimath! Schwinden wird dein Friede,
Ich hab's zur Nacht in finst'rem Traum gesehn.
Dein Wald, mit seinem Sturmposaunenliede,
Dein Dorf und deine Heide wird vergeh'n.
Dampfrosse werden Deine Flur durchjagen,
Den Schmerz der Welt in deine Brust zu tragen
Nur einsam auf den Bergen kahl und alt,
Bleibt steh'n der trauernde Basalt.
Ich hab's zur Nacht in finst'rem Traum gesehn.
Dein Wald, mit seinem Sturmposaunenliede,
Dein Dorf und deine Heide wird vergeh'n.
Dampfrosse werden Deine Flur durchjagen,
Den Schmerz der Welt in deine Brust zu tragen
Nur einsam auf den Bergen kahl und alt,
Bleibt steh'n der trauernde Basalt.
9. Noch seh' ich heimlich deine Tannen nicken,
Noch hör' ich deines Waldes Nachtgesang;
Laß d'rum in deine dunklen Augen blicken
Noch einmal meine Seele lang' und bang'.
Und dann hinweg, in sturmbeschwingten Flügen,
Als ob die Wolken mich von dannen trügen.
Bald möcht' ich jubeln, möchte weinen bald,
Du träumerischer Westerwald.
Noch hör' ich deines Waldes Nachtgesang;
Laß d'rum in deine dunklen Augen blicken
Noch einmal meine Seele lang' und bang'.
Und dann hinweg, in sturmbeschwingten Flügen,
Als ob die Wolken mich von dannen trügen.
Bald möcht' ich jubeln, möchte weinen bald,
Du träumerischer Westerwald.
Heyn, Eugen (1970): Der Westerwald und seine Bewohner.
Von den älteren Zeiten bis heute. Einleitung.
Hausdruckerei Dr. Martin Sändig oHG.: Wiesbaden. S. 6 – 8.
Eduard Wißmann – Ein Poet des Westerwaldes
Eduard Wißmann wurde am 27. September 1824 im Pfarrhaus von Gemünden geboren wo er, bevor er mit seiner Familie nach Westerburg zog, lebte. Hier erlebte er seine unvergessliche Kindheit und Jugend. In seinem weiteren Leben haben seine Gedanken ihn immer wieder in den >>träumerische[n] Westerwald<< zurückkehren und ihn über seine Felder und Wälder schreiben lassen.
Nach seiner Schulzeit in Hadamar und Weilburg studierte der junge Wißmann Recht in Heidelberg und anschließend in Berlin, wo er sein Staatsexamen machte. Als Schriftsteller auch oft >>Erwin Weser<< genannt, schrieb er in Berlin 1845 das oben zu lesende Gedicht >>Sehnsucht nach dem Westerwald<<. Sein wohl bekanntestes Werk ist die Erzählung >>Das Petermännchen<<, welches 1930 im Verlag von Pius Kaesberger in Westerburg herausgegeben wurde und auch heute noch in mach' Wäller-Häuschen zu finden ist.
Mit Vollendung seines Studiums trat er in den Dienst des Herzogtums Nassau und wurde 1867 Kreisgerichtsrat in Wiesbaden. Nach 12 Jahren wurde er in den Landgerichtsrat Wiesbaden berufen. Den Höhepunkt seiner politischen Karriere erreichte er, als er wiederholt zum Abgeordneten des Preußischen Landtages gewählt wurden.
Der beharrliche Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit erlitt 1893 einen Schlaganfall von dem er sich nicht mehr erholte und wurde am 2. August 1899 von seinem Leiden erlöst.
Quelle
http://www.gemuenden-ww.de/historie/eduard-wimann---ein-dichter-des-westerwaldes/index.html
https://gedichte.xbib.de/biographie_Wissmann%2C+Eduard.htm